Finanzen

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Welche Bedeutung hat Diversity in der Finanzorganisation?

Vorbemerkung:

Board Deutschland veranstaltet in unregelmäßigen Abständen virtuelle CFO-Roundtable Diskussionen zu aktuellen Themen. Die Diskussionen werden nicht aufgezeichnet. Dadurch wollen wir gewährleisten, dass die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Meinungen frei austauschen können, ohne befürchten zu müssen, nicht autorisierte Aussagen über ihre Unternehmen zu tätigen, die dann später belegt werden könnten. Trotzdem möchten wir die interessantesten Erkenntnisse aus diesen Diskussionen gerne zusammenfassend darstellen. Die Aussagen werden nicht einzelnen Personen oder Unternehmen zugeordnet, sondern es steht der Inhalt der Aussagen im Mittelpunkt.

 

Diversity – ein sehr emotional geführtes Thema in der gesellschaftlichen, aber auch geschäftlichen Diskussion. Dies spiegelte sich auch im aktuellen Roundtable wider, bei der die Diversität speziell in der Finanzorganisation im Mittelpunkt stand. Es wurde schnell deutlich, dass es nicht nur um Geschlechterdiversität geht, sondern – viel wichtiger – um Diversität der Karrieren, Hintergründe, Fähigkeiten und Typen.

„Wir können nicht auf weniger Probleme warten, wir müssen neue Mitarbeitende und neue Fähigkeiten finden“

Ein paar überzeugende Impulsvorträge führten in das Thema ein. Sie machten vor allem deutlich, wie sich die Finanzorganisationen in Zukunft entwickeln müssen und wie Diversität dazu beiträgt, die Herausforderungen der Zukunft besser zu meistern.

Die Hauptaufgabe der Finanzorganisation ist es immer, strategisch dazu beizutragen, das Unternehmensergebnis zu verbessern. Dies gilt in diesen herausfordernden Zeiten noch stärker als sonst. Dabei hilft es, wenn der CFO sich nicht nur als Chief Finance Officer definiert, sondern auch als Chief Future Officer.

Der Finanzbereich muss sich dabei wandeln, vom reinen Hüter der Zahlen zum Dienstleister für die anderen Bereiche. Das Erstellen des Zahlenwerks wird zunehmend durch Software automatisiert, was dazu führt, dass traditionelle Aufgaben des Controllings wegfallen. Nicht mehr die Vergangenheitsbetrachtung steht im Fokus, sondern der Blick in die Zukunft. Der CFO muss als anerkannter Sparringspartner und Berater des CEO agieren. Es entstehen neue Rollen in der Finanzorganisation:

  • Business Partner
  • Business Analyst
  • SSC Specialist (SSC = Shared Service Center)

Um diese Rollen auszufüllen, ist es wichtig, die Fähigkeiten der bestehenden Mitarbeiter zu erweitern. Diese kennen bereits die Finance-Grundlagen und das Umfeld und können sich für neue Aufgaben weiterqualifizieren. Es müssen aber auch neue Fähigkeiten von extern akquiriert werden, um das breitere Spektrum an Aufgaben abzudecken.

Bei der Betrachtung der Diversität der Fähigkeiten wird häufig das sogenannte DISG-Modell genutzt:

DISG – D für Dominant

DISG – I für Initiativ

DISG – S für Stetig

DISG – G für Gewissenhaft

Gerade in der Finanzorganisation lag der Schwerpunkt häufig auf den Bereichen G + S. Hier werden D + I künftig stärker in den Fokus rücken.

Führung als wichtige Kernkompetenz bei Diversität

Es ist unstrittig, dass Diversität auch in der Finanzorganisation das „New Normal“ ist. Auch eine neue Studie von McKinsey belegt den Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg. Doch ist Diversität kein Selbstläufer. Sie braucht eine andere Führung als homogene Teams, damit sie ihre ganze Kraft entfalten kann.

Wir leben in Zeiten einer gesellschaftlichen Transformation, deren Geschwindigkeit immer mehr zunimmt. Hilft uns Diversität dabei, die Transformation zu gestalten? Ja, da sie mehr Ideen in die Organisation bringt. Aber: Diverse (heterogene) Teams sind nicht per se schneller als homogene Teams. Im Gegenteil! Gerade zu Beginn von Prozessen werden heterogene Teams wahrscheinlich mehr hinterfragen, mehr Annahmen infrage stellen und die Konsens-Bildung hinauszögern und erschweren. Dies muss eine Organisation oder ein Projekt aushalten und moderieren. Der Lohn dafür ist, dass die Qualität der Prozesse steigt und vielleicht der eine oder andere Prozess gar nicht erst implementiert wird, weil er sich als nicht notwendig herausstellt. Oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte: „Schnell kann manchmal „pseudoschnell“ sein: Die schnellen Entscheidungen in homogenen Teams sind nicht immer die besten Entscheidungen.“

Der Kernpunkt für den Erfolg von Diversität liegt tatsächlich in der Fähigkeit, so ein Team zu managen. Es ist bei heterogenen Teams wichtig herauszukitzeln, wer welches Ziel hat, um daraus ein gemeinsames Ziel zu schaffen, hinter dem alle stehen. Dafür braucht es starke Führungsqualitäten!

Eigentlich eine Situation, für die der CFO prädestiniert ist, da er schon immer viele Stakeholder zufriedenstellen und verschiedene Interessen zusammenbringen muss.

Zukunft der Finanzorganisation

Es bleibt spannend, zu sehen, wohin die Reise der Finanzorganisation geht. Denn eins ist auch klar: Veränderungen sind kein Selbstzweck. Die Finanzorganisation reagiert auf die Veränderungen in den Unternehmen. Dazu gehören neue Geschäftsmodelle, wie SaaS, die neue Anforderungen an Finance stellen. Es kommt damit ein großer Veränderungsdruck von außen, mit neuen Kennziffern, z. B. aus dem Vertrieb, die die Mitarbeitenden im Finanzbereich erst kennenlernen und verstehen müssen.

Mit dem Veränderungsdruck steht die Finanzorganisation aber nicht allein im Unternehmen, sondern reiht sich ein in die anderen Bereiche, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Für den CFO ist es wichtig, seine Rolle zu finden. Er muss überlegen, wie er sich aufstellen kann und wie er und sein gesamtes Team den höchsten Mehrwert für das Unternehmen generieren kann.

Am Ende konstatierten die Teilnehmer des (diversen) Roundtables drei wichtige Punkte:

  • Diversität findet in den Köpfen statt und hat nichts mit Technologie zu tun.
  • Technologie befreit von den Standardaufgaben und fungiert als Inkubator.
  • Es ist wichtig für die CFOs, die neuen Rollen in der Finanzorganisation zu fördern und Verantwortung und Führung zu übernehmen.

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