Finanzen

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ESG-Reporting und -Steuerung – neue Herausforderung für die Finanzabteilung

Vorbemerkung:

Board Deutschland veranstaltet in unregelmäßigen Abständen virtuelle CFO-Roundtable Diskussionen zu aktuellen Themen. Die Diskussionen werden nicht aufgezeichnet. Dadurch wollen wir gewährleisten, dass die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Meinungen frei austauschen können, ohne befürchten zu müssen, nicht autorisierte Aussagen über ihre Unternehmen zu tätigen, die dann später belegt werden könnten. Trotzdem möchten wir die interessantesten Erkenntnisse aus diesen Diskussionen gerne zusammenfassend darstellen. Die Aussagen werden nicht einzelnen Personen oder Unternehmen zugeordnet, sondern es steht der Inhalt der Aussagen im Mittelpunkt.

Environment, Social, Governance: Diese drei Themen beschäftigen die Unternehmen immer stärker. Die Kurzform ESG ist inzwischen fast jedem geläufig und die Unternehmen befassen sich immer intensiver damit, wie sie ihre ESG-Themen berichten und steuern können. Entsprechend lebhaft waren die Diskussionen in unserem CFO-Roundtable zu diesem Thema. Jede Branche steht dabei vor besonderen Herausforderungen, die ihre jeweiligen Geschäftsmodelle mit sich bringen.

Einig waren sich die Beteiligten aber darin, dass die Finanzabteilungen eine wichtige Rolle in diesem Thema spielen. Sie bringen in der Regel sowohl die benötigten Prozesskenntnisse als auch die erforderlichen Softwareprogramme mit und sind prädestiniert, die Führung in diesem Zukunftsthema zu übernehmen.

Impuls: Herausforderung Nachhaltigkeit im Verlagsbereich

Als Einführung in das Thema ESG gab es einen Impulsvortrag, in dem es um konkrete praktische Erfahrungen eines Verlagshauses ging. Dabei stand wie in vielen anderen Unternehmen das „E“ aus ESG im Mittelpunkt, denn Umweltaspekte und Nachhaltigkeit stehen derzeit gesellschaftlich unter besonders starker Beobachtung. Unternehmen tun gut daran, sich hier zukunftsorientiert aufzustellen. Das heißt allerdings nicht, dass die Themen Soziales und Governance (unternehmensweite Regeln zur guten Unternehmensführung) gänzlich außer Acht gelassen werden dürfen.

Spannend für alle Teilnehmenden am Roundtable, egal aus welcher Branche sie stammen, waren die Learnings, die sich aus den Projekten zum Thema ESG ergeben.

Ganz oben auf der Liste steht die Erkenntnis, dass Nachhaltigkeit und ESG unternehmensweite Projekte sind, die unbedingt die aktive Beteiligung des Top-Managements erfordern. Gerade zu Beginn kann es zudem hilfreich sein, zusätzlich eine Unternehmensberatung hinzuzuziehen, um die richtigen Methoden und Kennzahlen festzulegen. Hier können Unternehmen von den Erfahrungen aus anderen Projekten lernen.

Gleichzeitig sollten die Verantwortlichen aber auch schauen, welche „Hidden Champions“ es im Unternehmen gibt. Einige Mitarbeitende engagieren sich häufig bereits ehrenamtlich in diesen Themen. Deren Expertise für das eigene Unternehmen zu gewinnen, führt zu einer höheren Motivation und erleichtert es, sie stärker an das Unternehmen zu binden.

Obwohl die Politik die Vorgaben zu ESG sowohl auf Länderebene wie auf EU-Ebene ständig weiterentwickelt, sollten die Unternehmen nicht warten, bis die Vorgaben verbindlich sind. Es ist besser, die Themen proaktiv anzugehen und im jeweiligen Unternehmen zu definieren, was machbar und sinnvoll ist. Investoren, aber auch die Kunden, achten zunehmend darauf, wie sich Unternehmen hier positionieren. Deshalb auch die Empfehlung, die einzelnen Schritte sowohl intern als auch extern zu kommunizieren, gemäß dem Grundsatz: Tue Gutes und rede darüber!

Am Ende steht zudem noch eine wichtige Erkenntnis: „ESG-Reporting und -Steuerung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Einen langen Atem zu haben, ist grundlegend für den Erfolg in diesem Bereich!“

Wirtschaftliche Bedeutung von ESG-Reporting und -Steuerung

Nach dem wertvollen Impuls entspann sich eine lebhafte Diskussion darüber, welche wirtschaftlichen Auswirkungen ESG für die Unternehmen hat. Welchen Impact hat das Thema auf die Marge? Sind die Kunden bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, das besondere Anforderungen an Nachhaltigkeit oder auch an höhere soziale Standards erfüllt? Oder fordern die Kunden mehr Anstrengungen in diesen Bereichen, ohne das finanziell zu honorieren?

Ein Teilnehmer berichtet: „B2C-Kunden haben das Thema noch zu wenig auf dem Schirm und sind nur selten bereit, die zusätzlichen Anstrengungen durch höhere Preise anzuerkennen. B2B-Kunden sind da sehr viel weiter. Das mag zum Teil auch am Lieferkettensorgfaltsgesetz liegen. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass die Kriterien messbar sind und die Einhaltung belegt werden kann. Hier sind dann Zertifikate hilfreich, da sie leicht nachprüfbar sind.“

Hier spielen auch die Regionen eine entscheidende Rolle. Ein Teilnehmer, der für das internationale Geschäft zuständig ist, stellt fest: „In Deutschland und in Europa sind die Kunden inzwischen für das Thema sensibilisiert. Das ist in den USA oder Asien noch anders. Da ist das Thema noch nicht so weit gediehen.“

Während die Rolle und Haltung der Kunden schwer einzuschätzen ist, waren sich die Teilnehmenden am Roundtable einig, dass Investoren ein wichtiger Treiber für ESG-Themen sind. „Banken fragen zunehmend nach: Hat das Geschäftsmodell Bestand in einer nachhaltigen Welt? Wie steht es mit dem Thema Diversity? Unternehmen bekommen eine bessere Risikobewertung, wenn sie Anstrengungen in den ESG-Bereichen deutlich machen und nachweisen können. Ein Kredit wird so schnell ein paar Basispunkte günstiger!“

Ein weiterer Treiber für ESG ist der Personalbereich. Nachhaltige Führung ist zunehmend ein Thema! In der heutigen Zeit, wo wir über Fachkräftemangel reden, lautet die Frage immer häufiger: „Wie kann ich Mitarbeiter zum Bleiben bewegen? ESG ist sehr wichtig, um eine Antwort auf das Thema Purpose, also die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, zu geben!“

Rechtzeitig starten

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass ESG ein Thema ist, das bleibt und immer mehr Gewicht bekommt. Auch wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen noch nicht zu 100 % feststehen, so lautet doch die einhellige Empfehlung, möglichst schnell zu starten.

Entscheidend ist, das Thema ESG strategisch und effizient anzugehen. Es gilt, Steuerungselemente für relevante ESG-Felder, Planung von ESG-Maßnahmen sowie Messung des Fortschritts, mit einem Berichtswesen für die unternehmensrelevanten ESG-Kennzahlen zu verknüpfen. Einige gelungene Beispiele zeigen, wie Unternehmen ESG-Reporting und -Steuerung mit Board umsetzen. Dazu gehören u.a. KPMG Deutschland und Phoenix Contact.

„Es macht keinen Sinn, auf die Politik zu warten. Genauso wenig sollten die Unternehmen versuchen, jede mögliche Verästelung der Regularien vorausdenken. Viel besser ist, dass die Unternehmen definieren, was für sie wirklich wichtig ist und was sie auch umsetzen können. Dann können sie die richtigen Felder besetzen und ihre Position im Markt stärken.“

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