Intelligente Planung

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Der blinde Fleck in der Planung: Warum Ihre internen Daten Sie in die Irre führen

Wie weltweit führende Planungsteams wichtige Entscheidungen treffen, obwohl ihnen die Hälfte der erforderlichen Informationen fehlt.

Letzten Monat sprach ich mit dem CFO eines Fortune-500-Unternehmens aus der Fertigungsbranche. Seine Worte ließen mich sprachlos zurück: „Wir verfügen über den ausgefeiltesten Planungsprozess der Branche. Wir können die Nachfrage bis auf SKU-Ebene prognostizieren, Cashflows für sechs Quartale im Voraus kalkulieren und unsere Supply Chain in Echtzeit optimieren. Aber wir haben die Auswirkungen der Halbleiterknappheit, die Folgewirkungen der Energiekrise sowie drei Quartale mit negativen Währungseffekten komplett übersehen.“

Dieses Gespräch hat meine Beobachtung aus verschiedenen Branchen bestätigt: Wir sind unglaublich gut darin geworden, den Blick nach innen zu richten, aber gefährlich blind für die Kräfte, die unser Geschäft von außen beeinflussen.

Die interne Datenfalle

Moderne Unternehmen haben viel Geld in ERP-Systeme, Business-Intelligence-Plattformen und Analytics-Funktionen der neuesten Generation investiert. Wir können historische Performance-Daten auf eine Weise aufschlüsseln, die noch vor einem Jahrzehnt wie Zauberei gewirkt hätte. Verkaufstrends, operative Kennzahlen, Kundenverhaltensmuster – alles ist vorhanden, übersichtlich visualisiert und leicht zugänglich.

Aber hier ist die unbequeme Wahrheit: Ihre internen Daten sind von Natur aus rückwärtsgerichtet und durch Ihre eigene Marktposition verzerrt. Sie zeigen Ihnen lediglich, was innerhalb Ihres Unternehmens passiert ist, nicht aber, welche Entwicklungen in der Welt Einfluss auf Ihre Zukunft haben.

Internen Daten mangelt es in der Regel an:

Makroökonomische Veränderungen: Ihre Verkaufszahlen mögen ein stabiles Wachstum zeigen – doch sie warnen Sie nicht vor möglichen geldpolitischen Änderungen, die den Konsum in Ihrer Branche im nächsten Quartal massiv einbrechen lassen könnten.

Veränderungen in der Branche: Ihre Kundenzufriedenheitswerte mögen hervorragend sein, aber sie werden Sie nicht auf regulatorische Änderungen aufmerksam machen, die Ihr Wettbewerbsumfeld verändern.

Schwachstellen in der Lieferkette: Ihre Beschaffungsdaten zeigen eine zuverlässige Performance Ihrer Lieferanten, aber sie übersehen geopolitische Spannungen, die wichtige Materialien über Nacht unzugänglich machen könnten.

Markt-Timing: Ihre Produktentwicklungsmetriken zeigen starke Innovationspipelines, berücksichtigen jedoch nicht die Konjunkturzyklen, die bestimmen, wann Kunden tatsächlich über das Budget für einen Kauf verfügen.

Die Vertrauenskrise in der PlanungDiese interne Datenblindheit hat zu einer Situation geführt, die ich als „Vertrauenskrise in der Planung“ bezeichne. Obwohl Führungskräfte heute über mehr Daten als je zuvor verfügen, sind sie hinsichtlich ihrer strategischen Entscheidungen zunehmend unsicher. Zahlreiche Umfragen belegen, dass das Vertrauen in die Genauigkeit von Forecasts sinkt, die Skepsis gegenüber langfristiger Planung wächst und die Angst vor externen Störfaktoren zunimmt.

Die Symptome machen sich überall bemerkbar:

  • Planungszyklen werden kürzer und häufiger, da Teams das Vertrauen in langfristige Prognosen verlieren
  • Konservative Wachstumsstrategien, die mehr auf der Angst vor unbekannten Variablen basieren als auf datengestütztem Verbraucherverhalten
  • Reaktive statt proaktive Entscheidungsfindung, da Unternehmen darauf warten, dass interne Kennzahlen externe Veränderungen widerspiegeln
  • Verpasste Chancen in Wachstumsmärkten oder bei wirtschaftlichen Umbrüchen, weil interne Daten keine Frühwarnsignale liefern. 

Der Vorteil externer Daten

Zukunftsorientierte Unternehmen erkennen zunehmend, dass die Planung in der heutigen volatilen Umgebung einen grundlegend anderen Ansatz erfordert – einen Ansatz, der kuratierte externe makroökonomische Marktdaten direkt in ihre Planungsprozesse integriert.

So verändern externe Daten Ihre Planungsentscheidungen:

Wirtschaftsindikatoren: Frühindikatoren wie Beschäftigungsentwicklung, Verbrauchervertrauen und Daten zu Unternehmensinvestitionen können Nachfrageverschiebungen bereits Monate, bevor sie sich in Verkaufszahlen bemerkbar machen, vorhersagen.

Brancheninformationen: Amtliche Meldungen, Patentanmeldungen und Wettbewerbsinformationen liefern frühzeitig Hinweise auf Marktveränderungen und Wettbewerbsrisiken. 

Geopolitische Risikobewertung: Entwicklungen in der Handelspolitik, Indizes zur politischen Stabilität und Daten zu internationalen Beziehungen helfen dabei, Risiken für die Lieferkette, aber auch Marktchancen zu identifizieren.

Demografische Trends: Demografische Veränderungen, Konsumgewohnheiten der verschiedenen Generationen oder Veränderungen im Lebensstil zeigen langfristige Marktentwicklungen auf, die  interne Daten allein nicht abbilden können.

Unternehmen, die diesen externen Kontext integrieren, vermeiden nicht nur Überraschungen, sondern gewinnen auch das Selbstvertrauen, mutige und fundierte Entscheidungen zu treffen, während ihre Wettbewerber durch Unsicherheit gelähmt bleiben.

Über die Komfortzone hinaus

Der Weg in die Zukunft erfordert, dass wir uns einer unbequemen Realität stellen: Die Planungsmethoden, die uns in stabilen, vorhersehbaren Märkten gute Dienste geleistet haben, sind für das dynamische Umfeld von heute nicht mehr ausreichend. Erfolgreich sind vielmehr Unternehmen, die interne Performance-Daten mit externen Marktinformationen zusammenführen, um sich ein vollständiges Bild von ihrem operativen Umfeld zu machen.

Es geht nicht darum, interne Daten zu ersetzen, sondern darum, sie zu ergänzen. Die intelligentesten Planungsprozesse des nächsten Jahrzehnts werden historische Performance-Kennzahlen nahtlos mit externen Echtzeit-Kontexten verbinden. Dadurch entsteht ein realitätsnaher Planungsrahmen, der auf neue Chancen und Risiken aufmerksam macht.

Die Frage ist nicht, ob externe Daten in Ihren Planungsprozess einfließen sollten. Die Frage ist vielmehr, ob Sie es sich leisten können, wichtige Entscheidungen weiterhin mit nur der Hälfte der erforderlichen Informationen zu treffen.

 

Welche externen Faktoren sollten Ihrer Meinung nach in Ihren Planungsprozessen besser berücksichtigt werden? Ich würde mich freuen, von den blinden Flecken zu erfahren, auf die Sie bei den Forecasting-Projekten Ihres Unternehmens gestoßen sind.